Reinersreuth
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Chronik des Turnvereins Reinersreuth von 1898

von Dr. Reinhardt Schmalz

Diese Chronik beruht auf den Protokollen der Sitzungen und Versammlungen, die von 1898 bis 1940 und von 1950 bis heute vorliegen. Eine Gründungsniederschrift ist nicht vorhanden, das Protokollbuch beginnt am 18. Dezember 1898.

Die ersten Jahre
Der Verein trug zunächst den Namen deutscher Turn-Verein Reinersreuth und hatte das Ziel einer möglichst allseitigen Ausbildung des Körpers sowie sittlicher und geistiger Förderung seiner Mitglieder. Eine Satzung wurde erst 1913 verabschiedet. Die Gründungsmitglieder sind nicht genau bekannt, man darf aber annehmen, daß diejenigen dazugehörten, die das zweite Protokoll vom 26. Februar 1899 unterschrieben haben. Dies waren Karl Fischer als erster Vorsitzender, sein Stellvertreter Georg Ploß, Turnwart Johann Dietel sowie die weiteren Mitglieder des "Turnrats" Georg Protschka, Friedrich Walther, Peter Gill, Valentin Zimmermann und Johann Schmalz.

Zunächst wurden Turngeräte wie Barren und Reck angeschafft und die Gastwirtschaft Jakob Schlegel (jetzt Reichel) zum Vereinslokal erklärt. Die Aufnahmegebühr betrug 50 Pfennige, der Monatsbeitrag 10 Pfennige. Damen ("die dem Turnen öfter beiwohnten") hatten freien Zutritt auch bei Unterhaltungsveranstaltungen. Der Turnrat mit erstem Vorsitzenden, Turnwart, Kassier und Schriftführer wurde ergänzt durch einen Ausschuss aus fünf Mitgliedern, die den zweiten Vorsitzenden aus ihren Reihen wählten. Darüberhinaus gab es zwei Vorturner, einen Zeugwart und einen Vereinsdiener.

Laut Kassenbüchlein aus dem Jahre 1900 hatte der Verein damals schon 30 Mitglieder. Wöchentlich fanden zwei Turnstunden auf dem Turnplatz im Wirtsgarten statt. Darüberhinaus wurde eine Reihe von gesellschaftlichen Veranstaltungen zur Regel wie ein Stiftungsball und eine Weihnachtsfeier mit Christbaumversteigerung und Geschenketausch.

In den darauffolgenden Jahren kamen Faschingstanz, Zitherkonzert und Schlachtfest hinzu. Singstunden wurden in das Programm aufgenommen und zum zehnjährigen Bestehen feierte man Fahnenweihe mit 35 Nachbarvereinen. Bereits 1909 wurden Theatervorstellungen auf einer eigenen Bühne durchgeführt und 1911 ein Schauturnfest mit Festzug veranstaltet.

Das Vereinsleben blühte auf und spiegelte sich in den Statuten von 1913 wider:

§12. Tätigkeit des Vereins:
"Auf dem Turnplatze wird jedem Mitglied Gelegenheit zu geregelten Körperübungen unter Leitung des Turnwarts und der Vorturner geboten. Turnfahrten sind Ausflüge, welche einesteils den Körper an Marschübungen gewöhnen oder die Freude an der Natur und einen geselligen Sinn erwecken. Auf dem Turnplatze und bei Turnfahrten ist den Anordnungen des Turnwarts und der Vorturner unbedingt Folge zu leisten. In den Lokalitäten zeigt sich der Verein durch gesellige Unterhaltungen, Pflege des Gesanges und wissenschaftliche Vorträge. Andere Unterhaltungen, Bälle etc. müssen je nach Bedürfnis besonders anberaumt werden und bedürfen jederzeit der Genehmigung des Turnrates."

Diese Satzung wurde von folgenden 26 Personen unterschrieben, die Gesamtmitgliederzahl dürfte jedoch um einiges höher gewesen sein:


Adam Bauer

Johann Zimmermann

Nikol Becher

Hans Ploß

Johann Schmalz

Nikol Walther

Andreas Schmalz

Lorenz Zimmermann

Christoph Schmidt

Erhard Schmalz

Johann Schlegel

Johann Greim

Johann Dietel

Valentin Schmalz

Georg Ploß

Karl Ploß

Johann Schmalz

Karl Schmalz

Johann Greim

Johann Herrmann

Hans Schmalz

Jakob Schmalz

Johann Heinritz

Jakob Schlegel

Johann Schneider

Christoph Raithel


Während des ersten Weltkrieges kam die Vereinstätigkeit nahezu zum Erliegen. Neuwahlen wurden ausgesetzt und man kümmerte sich vorwiegend um die Unterstützung der im Felde stehenden Mitglieder und ihrer Angehörigen. Zahlreiche Todesfälle waren zu verzeichnen.

Zwischen den Weltkriegen

Es vergingen einige Jahre, bevor die gesellschaftlichen Aktivitäten wieder aufgenommen wurden. 1922 kam der Kinderfasching auf sowie ein Gesellschaftstag auf dem Waldstein. Ein Jahr später gründete man eine Theaterabteilung und feierte 25-jähriges Jubiläum. 1929 wurde der Jahrestag eingeführt, der damals aus einem Hammelessen bestand. Auch ein Preisschafkopf gehörte bereits zum Repertoire. Im Jahre 1932 hatte der Verein wieder 42 Mitglieder.

Zur gleichen Zeit gab es in Reinersreuth einen "Zimmerstutzenverein", dessen Gründungsjahr nicht genau bekannt ist. Nach Aussage von Fritz Bauer dürfte es das Jahr 1899 gewesen sein. Geschossen wurde zunächst mit Zimmerstutzen auf neun Meter Distanz. Die Schützen bauten dann gemeinsam mit dem Turnverein eine Schießanlage, die 1934 fertiggestellt wurde. 1935 schlossen sich beide Vereine unter dem Namen "Verein für Leibesübungen Reinersreuth" zusammen. Man schoss mit Kleinkalibergewehren auf 50 Meter Entfernung.

Dies war die Zeit des Nationalsozialismus. Erstmals erschien 1933 das Wort "Gleichschaltung" in den Protokollen. Der Ortsführer der NSDAP nahm an den Versammlungen teil und der Vorsitzende wurde zum "Vereinsführer" umbenannt. Die Mustersatzung des "Reichsbundes für Leibesübungen" wurde übernommen und die Versammlungen schlossen mit einem "Sieg Heil". Der letzte Eintrag im Protokollbuch stammt aus dem Jahre 1940, nachdem eine Einheitssatzung angenommen und der lokalen Parteileitung ein Vorschlag zur Bestellung des Vereinsführers unterbreitet wurde.

Der Schießbetrieb ging bis 1945 weiter, als der "Volkssturm" dort ausgebildet wurde. Nach Kriegsende mussten alle Waffen abgegeben und vernichtet werden. Das Schießen wurde verboten.

Die Nachkriegszeit

Die Neugründung des Vereins wurde von Hans Rödel und Fritz Bauer betrieben und am 14. Januar 1950 vollzogen. Er trug jetzt den Namen "Turnverein Reinersreuth 1898". Die sportliche Betätigung an den vorhandenen Turngeräten litt jedoch an der chronisch schwachen Beteiligung der Jugend und erreichte nie mehr die Bedeutung von früher. Die Theaterabteilung lebte unter der Leitung von Willy Rauscher wieder auf.

Eine enorme Entwicklung nahm die Sängerabteilung, die 1950 gegründet und von Lehrer Hans Fuchs geleitet wurde. 1951 wurde der Jahrestag wiederbelebt, die Mitgliederzahl stieg rasch auf 60 an.

Zur Erinnerung an die Weltkriege brachte man 1952 Zusatztafeln am Kriegerdenkmal an und veranstaltete regelmäßige Gedenkfeiern zum Volkstrauertag.

Die Neugründung der Schützenabteilung erfolgte erst 1954 unter Leitung von Hans Reichel. Die Schießanlage wurde renoviert und ein Luftgewehr gekauft, mit dem man auf 10 Meter Distanz schoss. An-, Haupt- und Abschießen gehörten seither zum Jahresablauf.

Im gleichen Jahr übernahm Lehrer Erwin Hein die Chorleitung. Die Mitgliederzahl stieg rapide auf 112 im Jahre 1958, als das 60-jährige Bestehen des Vereins gefeiert wurde.

Die goldenen 50er Jahre

Das 60-jährige Jubiläum des Turvereins gehörte zu den großartigsten Festen,  die jemals in Reinersreuth abgehalten wurden. Das ganze Dorf wurde mit 1500 Fähnchen geschmückt und ein großes Festzelt auf dem "Gollershöfla" errichtet. Die Bundesbahn verstärkte den Schienenverkehr. Am Festzug beteiligten sich 23 Vereine mit insgesamt etwa 1200 Personen. Der Turnverein Reinersreuth stellte allein 34 Schützen und 38 Sänger. Nur das schlechte Wetter verursachte einige Probleme.

Es war eine Blütezeit der Vereine. Das deutsche "Wirtschaftswunder" hatte auch den Turnverein Reinersreuth erfasst. Die Schützen erlebten Hauptschießen mit über 100 Beteiligten und die Schießanlage mußte erweitert werden. Die Mitgliederzahl des Vereins stieg auf 123, davon allein etwa 40 aktive Sänger. Pfingsttanz und Faschingstanz mit Maskenprämierung wurden abgehalten, Sängertreffen an weit entfernten Orten besucht. Die Kirchweih wurde zu einem Höhepunkt des Jahres. An zwei Tagen wurde getanzt und darüberhinaus tagelang gefeiert. Besonders beliebt war außerdem das Kegeln im sog. "Kegelschub" am Gasthaus Reichel.

Die Zeiten ändern sich

Der Rückschlag kam im Zusammenhang mit der Auflösung der Reinersreuther Volksschule. Im Jahre 1967 zog der letzte Lehrer und Chorleiter Jürgen Dworak aus Reinersreuth weg. Ein neuer Dirigent konnte nicht gefunden werden und die Sängerabteilung musste ihre Aktivitäten einstellen.

Überdies verkaufte die Gemeinde das leerstehende Schulhaus mitsamt dem Grundstück, auf dem das Schießhaus stand. Ein Kaufangebot hatte der Verein aus finanziellen Gründen abgelehnt. Stattdessen wollte man das Gelände langfristig pachten. Ein Pachtvertrag kam jedoch nicht zustande. Damit war der Keim für eine krisenhafte Entwicklung gelegt.

Zusätzlich wurde durch den Umstand, dass im alten Schulhaus ein zweites Gasthaus entstand, der Konflikt mit dem bisherigen Vereinslokal heraufbeschworen.

Die sportlichen Aktivitäten verlagerten sich auf neue Bereiche wie Konditionstraining und Waldlauf. 1970 wurde eine Tischtennis-Abteilung gegründet und später eine Trimm-Dich-Abteilung. Auch die Beteiligung an Volkswanderungen war groß. Das Schießhaus wurde 1972 wesentlich verschönert. Gleichzeitig schwand jedoch das Interesse der Jugend am Schießsport. Die Beteiligung an den Hauptschießen ging auf etwa 60 Schützen zurück. Das 75-jährige Jubiläum wurde in kleinem Rahmen mit einem Gartenfest gefeiert.

Nach vielen Turbulenzen gipfelte die Krise im Jahre 1982 mit der Schließung der neuen Gaststätte und dem Verlust des vereinseigenen Schießhauses.

Ein eigenes Heim

Der Verein dachte nun über ein neues Schießhaus nach. Zunächst sollte eine Scheune zur Schießanlage umgebaut werden, was am Widerstand der Anwohner scheiterte. Daraufhin plante man ab 1984 eine völlig neue Anlage auf dem ehemaligen Bahngelände. Als die Finanzierung mit Staatszuschüssen gesichert schien, kam 1989 die deutsche Wiedervereinigung. Die Zuschüsse fielen weg und das Projekt musste aufgegeben werden.

Ein weiterer Versuch, ein bestehendes Gebäude zu nutzen, wurde 1993 unternommen, ließ sich aber ebenfalls nicht realisieren. So entschloss man sich, aus eigener Kraft auf dem inzwischen gekauften Grundstück am früheren Bahndamm ein preisgünstiges Vereinsheim zu errichten. Baubeginn war 1995, Fertigstellung 2000.


Im Zuge der Bauvorbereitungen wurde der Verein 1981 ins Vereinsregister eingetragen und erhielt 1987 die Gemeinnützigkeit zugesprochen.

In dieser Zeit konnten lediglich die Schützen mit beachtlichen sportlichen Erfolgen aufwarten. Ein weiteres Standbein des Vereines entwickelte sich jedoch aus der 1988 gegründeten Schachabteilung. Teilnahme an den Punktspielen der Kreisklasse Hof, Aufstieg in die B-Klasse 1994 und A-Pokalsieg 2007 waren hier die Meilensteine.

Im Jahre 2009 stellte die Schützenabteilung ihre Tätigkeit ein.
 

Alle Vorsitzenden des Turnvereins

1898

Fischer, Karl

1903

Ploß, Georg

1905

Dietel, Johann

1907

Walther, Fritz

1908

Dietel, Johann

1909

Bauer, Adam

1920

Schlegel, Johann

1922

Raithel, Johann

1924

Herrmann, Johann

1925

Zimmermann, Fritz

1926

Gill, Andreas

1927

Schmalz, Erhard

1929

Rödel, Hans

1933

Bauer, Fritz

1937

Rödel, Hans

1939

Bauer, Fritz

1940

ausgesetzt

1950

Bauer, Fritz

1953

Käppel, Hans

1965

Schatz, Willi

1972

Wappler, Winfried

1974

Schatz, Willi

1980

Bilek, Günther

Der Vorstand heute

1. Vorsitzender

Bilek, Günther

2. Vorsitzende

Glöggler, Christa

Kassier

Haarbauer, Günther

Schriftführerin

Bilek, Ruth

Ausschussmitglieder

Glöggler, Michael

.

Haarbauer, Lars

.

Dr. Schmalz, Reinhardt

.

Schreiner, Helmar

.

Theiß, Alfred

.

Käppel, Herbert

Abteilungsleiter:

.

Schachabteilung

Schmiedel, Armin

Theaterabteilung

König, Norbert

Senioren

Bilek, Reinhard